Kommerzialisierung
Am 20.Juli 2015 ließ der britsche Komiker Simon Brodkin Dollarscheine über den damaligen FIFA-Präsidenten Blatter regnen. In den Medien war von "Irritationen" durch diese Aktion die Rede. 

Doch eigentlich war jedem klar, was gemeint war. Das Geld ist die treibende Kraft, nicht nur bei der FIFA. Wenn Sport vermarktet werden kann, fließen mehr oder minder große Summen.

Der Begriff  Kommerzialisierung beschreibt die Ausbreitung des Marktes und einer ökonomischen Handlungslogik
in andere gesellschaftliche Bereiche. 
Im Sport gelten dann wirtschaftliche Interessen mehr als sportliche Werte.
Es geht also nicht in erster Linie um die Förderung des Sports, sondern vor allem um Gewinne.

Beziehungsgeflecht von Medien, Werbung und Sport
Verfechter der Kommerzialisierung des Sports behaupten oft, man müsse sich eben den Regeln des Marktes unterwerfen. 
Durch die wachsende öffentliche Aufmerksamkeit durch die Medien (Plattform für Werbung) wurde der Sport für kommerzielle Interessen attraktiv.
Für die manche Sportlerinnen und Sportler und die Vereine schien dies eine willkommene Unterstützung bzw. Zusatzeinnahme zu sein

Aber ist es wirklich so, dass der Nutzen auf beiden Seiten gleich verteilt ist?

Während Fußballprofis Millionen verdienen, müssen kleine Sportvereine oft hart an der Existenzgrenze wirtschaften, um Sport für alle zu ermöglichen. Großverdiener wie Christiano Ronaldo, Messi oder Neymar verdienen dagegen an einem Tag mehr als der deutsche Bundeskanzler im Jahr. 

Die Geldgier herrscht auch bei der FIFA.
Immer mehr Teams sollen an WM-Endrunden teilnehmen: Mehr Teilnehmer bedeueten mehr Spiele, mehr Fernsehübertragungen, mehr Geld. Die FIFA erwirtschaftet in ihrer aktuellen Vierjahresertragsperiode 5,66 Milliarden Dollar, die zu 89 % aus der Vermarktung der von ihr organisierten Männer-Fußball-WM stammen. 

Geld spielt auch bei der Vegabe der WM eine große Rolle. Die Auflagen für eine WM sind sehr hoch und können nur von wenigen Staaten aufgebracht werden. Der Vorwurf, dass verschiedenene WMs "gekauft" worden sind, steht im Raum. Auch die deutsche WM 2006 wirft Fragen auf.
 

Kommerzialisierung prägt den Sport auf vielen Ebenen
Hier nur einige Beispiele:

  • Trikotwerbung, Bandenwerbung, Pressekonferenzen mit massiven Werbebotschaften
  • Nicht nur Bandenwerbung, sondern Werbung auf dem Spielfeld selbst (Bsp. Handball)
  • Stadien tragen den Namen von Großunternehmen
  • Fußballvereine werden von Großinvestoren gekauft

Dabei sind auch die Produkte für die geworben wird oft problematisch.
So steht z.B. der FC Bayern München für seine Qatar-Airways-Werbung (für die er 20 Millionnen im Jahr erhält), in der Kritik. Lange Jahre war der russische Energiekonzern "Gazprom" Sponsor von Schalke 04. 
Alkoholwerbung, Werbung für überzuckerte Lebensmittel und Getränke, Sportwetten - es gibt kaum noch große Sportveranstaltungen ohne diese Werbebotschaften. 

Selbst Schulsportveranstaltungen wie "Jugend trainiert für Olympia" haben Werbepartner (Premium-Partner Allianz).

Was hat das Unbehagen an der Fußball-WM in Katar mit der Kommerzialisierung zu tun?

Für viele Fußballfans hat die Vergabe der WM das Fass der Kommerzialisierung zum überlaufen gebracht.
Der Sport ist zwar nach wie vor attraktiv, die Verwertungsinteressen bestimmen aber die Rahmenbedingungen.
Nicht alle sind mehr bereit, dies mitzumachen.
 



 

Kommerzialisierung des Sports
BpB 2021

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TAZ, 20.11. 2022

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