Phasenstruktur von Bewegungen


 
Jede Bewegung lässt sich in verschiedene Bewegungsabschnitte einteilen, 
die jeweils für das Gelingen der Bewegung eine unverzichtbare Funktion haben.

 
Bei azyklischen Bewegungen
 
 
 

. . . wird das Bewegungsziel wird durch eine einmalige Aktion erreicht (Beispiel: Werfen, Springen). 

Die Reihenfolge der Teilbewegungen ist nicht umkehrbar. Die Bewegung kann dabei in drei Phasen
 
Vorbereitungs-, Haupt-  und Endphase
 gegliedert werden.

Jede Teilbewegung hat eine besondere Funktion im Gesamtablauf.
In der Hauptphase wird das eigentliche Bewegungsziel erreicht.

Bei zyklischen Bewegungen
 
 

wiederholen sich gleichartige Teilbewegungen (Beispiel: Laufen, Rudern).

Der Bewegungsablauf lässt sich in zwei Phasen einteilen. Es kommt zu einer Überlagerung von Vorbereitungs- und Endphase (Phasenverschmelzung). 

Man bezeichnet die Struktur der Bewegung dann als Hauptphase und Zwischenphase.

Bei einer Reihe von Bewegungen kommt es zu einer  Kombination von zyklischen und azyklischen Bewegungen.

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Zyklische - azyklische Bewegungen - Zuordnungsübung (Lernapp)


 
 
Zur Vorbereitungsphase:


 
"...Charakteristisch für die Vorbereitungsphase ist ihre Bedeutung: sie dient der Schaffung optimaler Voraussetzungen der optimalen Vorbereitung der in der nachfolgenden Hauptphase auszuführenden Aktionen. Diese optimalen Voraussetzungen zeigen beim Menschen weitgehende Übereinstimmung: Man führt eine "Ausholbewegung" aus, die gegen die eigentlich gewollte Bewegungsrichtung gerichtet ist.

Wenn wir einen Ball oder einen Speer weit werfen wollen, wenn wir nach oben oder aus der Schrittstellung nach vorne springen wollen oder wenn wir am Reck einen Umschwung ausführen wollen, dann führen wir vorweg in die Gegenrichtung eine Ausholbewegung aus.
Man kann einen Ball natürlich auch ohne Ausholbewegung werfen und man kann auch ohne Ausholbewegung einen Umschwung beginnen. Die Folgen sind jedoch leicht erkennbar: Die nachfolgende Wurfbewegung erbringt eine geringere Leistung und das Umschwingen kann unter Umständen sogar misslingen. An beiden Beispielen wird deutlich, dass die Vorbereitungsphase Nachfolgendes begünstigt.

Werden die Bewegungen. in dieser Phase allerdings übertrieben, wird also z. B. zum Werfen extrem weit ausgeholt oder zum Umschwingen sehr hoch aufgeschwungen, so kann die nachfolgende Leistung wieder schlechter werden. Erklärbar ist dies wenn man die Gründe aufsucht, die für eine (wohldosierte) Ausholbewegung sprechen. Der erste Grund ist in dem möglichst optimalen Beschleunigungsweg zu sehen. Je größer die Ausholbewegung ist, desto länger wird auch der anschließend ausnützbare Beschleunigungsweg. Damit verlagert sich auch die Dauer der Krafteinwirkung, und dies führt wiederum zu einer größeren Endgeschwindigkeit des beschleunigten Körperteils bzw. Sportgeräts. 

Nun ist aber möglich, dass je nach Trainingszustand die entsprechende Muskulatur bei einem langen Beschleunigungsweg ermüdet und daher nur noch geringere Kräfte aufbringen kann. Der Vorteil des längeren Beschleunigungswegs ist dann mit dem Nachteil einer überforderten Muskulatur verbunden. Die Ausholbewegung kann daher nicht beliebig vergrößert werden. Ein zweiter Grund wird in der höheren Kraft gesehen die man durch eine Ausholbewegung zu Beginn der Hauptphase bereitstellen kann. Da die Ausholbewegung entgegengesetzt zur Hauptbewegung verläuft, muss sie abgebremst und in eine neue Richtung übergeleitet werden..."
 

Haupt- und Endphase       Beispiele


 

 Zur Hauptphase

"Das Kernstück einer sportlichen Bewegung ist die Hauptphase. 

Ihre Bedeutung liegt in der unmittelbaren Bewältigung der entsprechenden Bewegungsaufgabe; ihre Funktion ist, die gestellte Aufgabe zu lösen. Wenn wir einen möglichst hohen Schlusssprung oder einen möglichst weiten Stoß oder eine möglichst schnelle Fortbewegung im Wasser oder auf dem Eis erreichen wollen, dann werden diese Aufgaben durch die in der Hauptphase ausgeführten Aktionen gelöst: durch das möglichst schnelle Strecken in Sprung-, Knie- und Hüftgelenk beim Springen, durch die vom Körper weg gerichtete Armstreckung beim Stoßen oder durch die nach hinten gerichteten Arm- bzw. Beinbewegungen im Wasser oder auf dem Eis. 

Sehr allgemein betrachtet, kann man im Sport zwei Aufgabentypen unterscheiden, die in den jeweiligen Hauptphasen zu lösen sind. 

Der eine Typ umfasst diejenigen Aufgaben, in denen man nur sich selbst einen Bewegungsimpuls zu erteilen hat, um von der einen zu einer anderen Ortsstelle zu kommen, um also sogenannte Lokomotionen auszuführen. Beispiele hierfür sind das Laufen, das Springen, das Schwimmen oder Rudern.

Beim zweiten Typ steht nicht die Bewegung des eigenen, sondern die eines anderen Körpers im Vordergrund. Der eigene Körper oder auch nur Teile des eigenen Körpers, die Hand, der Fuß, beim Kopfball auch der Kopf, müssen so bewegt werden, dass das mit dem Körperteil kontaktierende Objekt in gezielter Weise bewegt wird. Beispiele hierfür sind das Weitwerfen, das Kicken, das Schlagen des Tennisballs oder des (Box-) Gegners. .."

 
Vorbereitungsphase | Endphase  | Beispiele


 
 
 Zur Endphase

"Als Endphase kennzeichnet man jenen Bewegungsabschnitt, in dem die Aktionen der Hauptphase in einen Gleichgewichtszustand übergeleitet werden. Dieser Gleichgewichtszustand kann ein Zustand relativer Ruhe, er kann aber auch nur ein kurzzeitiges Durchgangsstadium vor dem Beginn einer neuen Bewegung sein. Die eigentliche Bewegungsaufgabe ist mit dem Ende der Hauptphase gelöst, die Kugel oder der Speer hat z. B. die Hand verlassen, der Sportler befindet sich jedoch noch in einem Bewegungszustand, der erst durch Übergangsaktionen "beruhigt" werden muss. Besondere Bedeutung erhalten die Aktionen in der Endphase aus dreierlei Gründen.

Ein erster Grund ist die Sicherheit. Wer eine Latte oder ein Pferd übersprungen und wer eine Saltodrehung ausgeführt hat, der darf sich noch nicht "zur Ruhe setzen". Er muss sich, um Verletzungen zu vermeiden, auch noch um den Übergang in einen sicheren Stand bzw. um eine ungefährliche Landung kümmern. Dies trifft auch in jenen Sportarten zu, bei denen das Landen selbst zu der eigentlichen Bewegungsaufgabe nicht mehr gerechnet werden darf.

Ein zweiter Grund liegt in den jeweils vorgegebenen Wettkampfregeln. Bekanntlich darf man beim Kugelstoßen, beim Speer-, Diskus- oder Hammerwerfen, aber auch beim Aufschlag im Tennis oder beim Wurf auf das Tor im Handball nicht "übertreten".
Diese Regelvorschriften bedingen, dass auch noch den Aktionen, die nach Erledigung der eigentlichen Bewegungsaufgabe auszuführen sind, Beachtung geschenkt wird. 

Ein dritter Grund für die Bedeutung der Endphase betrifft den Übergang zu neuen oder die Wiederholung von bereits ausgeführten Bewegungen. Wenn wir an einen Umschwung vorwärts vorlings oder an einen Kippaufschwung eine Hocke anschließen wollen, dann muss der Endphase des Umschwungs oder der Kippe bereits die Vorbereitungsphase der Hocke überlagert sein. Dasselbe gilt, wenn wir wie etwa beim Torlauf an einen Schwung gleich einen zweiten anfügen müssen. Auch hier ist beim "Aussteuern" des ersten bereits der Beginn des nächsten Schwungs vorzubereiten. Und es gilt schließlich - wie schon angedeutet - für alle zyklischen Bewegungsabläufe, für die das Zusammenfallen von Vorbereitungs- und Endphase charakteristisch und mit dem Begriff der Phasenverschmelzung gekennzeichnet ist."
 

U. Göhner:Prinzipien zur Analyse sportlicher Bewegungen.In: Sport  - Theorie in der gymnasialen Oberstufe, S. 119 ff

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